Was ist eigentlich eine progressive Steuer?
Steuern sind aus ordnungspolitischer Sicht nur Preise für die Bereitstellung öffentlicher Güter. Obwohl sich das heutige progressive Steuersystem über radikale Vorschläge der französischen Revolution oder dem Florenz der Medici unschwer bis ins klassische Griechenland zurückverfolgen lässt, wurde sie doch lange als ungerecht empfunden. Erst nach 1850 wurde sie zur beherrschenden Doktrin und zu einem Umverteilungsinstrument, mit dem eine “sozial gerechte” Gesellschaft geformt werden sollte.
Dem Zeitgeist entsprechend als “volkswirtschaftlich richtige Steuerquelle” oder als “die einzig moralisch gerechtfertigte Besteuerungsmethode” bezeichnet, gingen Wissenschaft wie Politik bereits von Werturteilen über eine wünschenswerte oder gerechte Einkommensverteilung aus und setzten die undefinierbaren Bedürfnisse der ‘Gesellschaft’ regelmässig über diejenigen des Einzelnen. In einer semantischen Meisterleistung gelang es den verhassten Steuerzwang mit den positiv besetzten Begriffen der Steuerkraft oder der Opfergleichheit zu ersetzen und glaubte aus dem vagen Postulat der Besteuerung nach Leistungsfähigkeit zu einem wissenschaftlich exakten und gerechten Progressionstarif zu gelangen.
Daraus wird heute eine moralische Verpflichtung jedes Einzelnen abgeleitet, progressiv gestaffelt einen solidarischen Beitrag zur Finanzierung eines kaum je definierten Gesamtwohls oder unverantwortlicher Staatsschulden zu leisten. Somit wird die Steuerprogression zum moralischen Problem, wobei einer der Hauptgründe für die unkritische Akzeptanz dieser Besteuerungsformen auf dem falschen Glauben der Mehrheit beruht, nur ein “angemessenes” und daher “gerechtfertigtes” Einkommen wäre die einzig legitime und sozial wünschenswerte Form der Entlohnung.
Weiterführende Literatur gibt es bei www.buchausgabe.de.
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